Ich-Identifikation

Ich bin jetzt so und so viel jährig und heiße so und so. Ich habe dies und das erlebt. Geschichten und Geschichte. Sie schichten sich aufeinander auf, wir identifizieren uns damit und fühlen uns so sicher.

Womit beginnt das?
Ob es zur menschlichen Kultur gereift oder dazu verkommen ist, wissen erst unsere Nachkommen. Durch unseren herausragenden Denkapparat haben wir als Menschen und auch als Individuum in der Kindheit, begonnen, etwas anzunehmen. Eine Annahme von etwas, dass es so gar nicht gibt. Wir haben einen Gedanken und fallen in diesen hinein. Darin nehmen wir an, dass dies unsere Realität ist. Wir haben angefangen, etwas Vorübergehendem Substanz zu geben. Etwas, das grundsätzlich kommt und geht und somit keine stabile Substanz hat, verleihen wir etwas Stabiles. Und wir nehmen an, dass das so ist.
Weiter beginnen wir zu interpretieren. Wir beginnen, gemäß unserer DNA sowie auf dieselbe Weise, wie es unser Umfeld macht, zu verknüpfen und zu werten. Wir entwickeln einen Gedanken durch weitere Gedanken. Erstaunlich ist es, zu beobachten, dass Interpretation uns Macht verleiht. Wir haben das Gefühl zu „wissen“, wie die Welt funktioniert. Es bestätigt das Gefühl, dass es hier Drinnen etwas gibt – ich, mich, mein – welches etwas Wichtiges darüber weiß, was da Draußen läuft. Wir verbringen viel Zeit damit, viele Meinungen zu haben, wie „das ist gut, das ist schlecht, das ist gelungen, das ist nicht das Richtige.“

Doch das sind alles begrenzende Gedanken. Wir begrenzen uns dabei selbst. Dieser Meinungsstrom erzeugt ein Gefühl der Kontrolle und der eigenen Wichtigkeit. Doch genau ‚in diesem Moment jetzt‘ ist niemand wichtiger. Kürzlich hörte ich ein Zitat meiner Lehrerin Pyar, die sagte: „Bedeutung und Wichtigkeit ist immer eher gefährlich. Das ist so ein Kondensationspunkt für ICH. Und in Anbetracht der Tatsache von Nicht-Ich, in Anbetracht der Tatsache von Inter-Sein, ist Bedeutsamkeit irgendwie unbedeutend, meine ich.“

Das Leben findet einfach statt. Moment nach Moment auf Moment durch Moment. Einfach so. Nichts Spektakuläres, nichts Wichtiges. Wir sind lebendig. Es ist nicht unser Leben oder ihr Leben oder mein Leben oder dein Leben. Es ist Leben. Einfach Leben.

Wir benötigen Essen, wir müssen schlafen und wir brauchen bestimmte Temperaturen zum Leben. Der Schnellste der Welt war vor 500 Jahren vielleicht grad für seine Dorfgemeinschaft gut einsetzbar. Niemand wusste, dass er der Schnellste der Welt war. Er war einfach der Schnellste und man konnte die Schnelligkeit gut brauchen, wenn es beispielsweise ums Jagen ging. Oder seine Schnelligkeit war es, die einem Großfeuer als Erstes entkam oder noch einige andere retten konnte. Überall gab es einen Schnellsten. Darüber hinaus hatte dieser Mensch eventuell nur noch für die Fortpflanzung seine Wichtigkeit. Genauso wie der Langsamste des Dorfes im Laufen vielleicht der Beste im Pfeile schnitzen war. Er war nicht der Langsamste. Er war der beste und schnellste Schnitzer. Jeder hatte seine Wichtigkeit und da sie jeder hatte, war Wichtigkeit etwas völlig Unbedeutendes. Es war ein zusammenleben, zusammen helfen, zusammen sein. Natürliches geschehen im Augenblick. Das ist keine Hymne auf früher, nein gar nicht. Es soll zum Verständnis beitragen. Denn das können wir heute auch.

Was wir glauben und wissen schränkt unsere Fähigkeit ein, für diesen Augenblick jetzt offen zu sein. Dieser Augenblick jetzt erfordert unsere gesamte Präsenz. Wir könnten auch sagen, dass der Augenblick, oder Gott, sehr eifersüchtig ist. ES verschließt sich uns, wenn wir nicht die volle Präsenz darauf haben. Doch ES öffnet sich uns auch augenblicklich wieder. So ist ES.
Auf der anderen Seite ist unsere volle Präsenz nur möglich, wenn wir unverschlossen sind, frei von begrenzenden Gedanken und Ich-Identifikationen. Wenn wir frei sind, sind wir durchlässig. Durchlässigkeit schenkt Erkennen, schenkt Sehen. Wir sehen durch diese Durchlässigkeit zum Beispiel unter anderem, dass wir alle verbunden sind. Dieses Sehen ist nichts, was noch interpretiert wird im Kopf, es ist bloßes Sehen.

James Low bringt es meines Erachtens hier gut auf den Punkt:
„Was uns so viel Ärger bereitet im Leben sind unsere negativen Grundüberzeugungen. Jene Grundannahmen, die das Leben erzeugen und bestimmen. Überzeugungen, die als Wahrheiten empfunden werden:
1. dass wir als autonome Individuen separat von unserer Umwelt existieren
2. dass wir unsere eigene individuelle Essenz oder inhärente Natur haben, die uns zu der Person macht, die wir sind – eine nicht reduzierbare Persönlichkeit oder Seele oder persönlicher Geist.
3. dass die Welt wirklich so ist, wie sie uns erscheint.“

Wenn wir es schaffen, unsere mentale Tätigkeit ruhen zu lassen, treten wir in eine enthüllte Welt ein. In eine farbige klangvolle unglaublich intensive Welt. Das von unnötigen Gedanken und Ich-Identifikation Verhüllte wird enthüllt und zeigt sich uns in der ganzen Pracht.

Go for it!

 Mögen alle Wesen wenigstens glücklich sein.

Ashuk

Meditationsdaten im Brand, Vitznau


Sonntag, 26. Oktober 2025
09:00-16:30 Uhr (noch ein Platz frei)

Sonntag, 23. November 2025
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Sonntag, 14. Dezember 2025
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