Eigenschaften
Eigenschaften auf dem spirituellen Weg
Damit spirituelle Praxis wirklich Früchte trägt braucht es Eigenschaften, die dafür unabdingbar sind. Ich zähle einige im Folgenden auf. Wir können die Aufzählung zur Selbstreflexion nutzen und uns fragen: Welche Eigenschaft lebe ich bereits und welche kann ich noch fördern?
Eine Eigenschaft ist die Fähigkeit zu unterscheiden zwischen dem Ewigen und dem Vergänglichen. Manchmal wird hier auch vom Wirklichen und Unwirklichen gesprochen. Diese Terminologie kann meiner Meinung nach irreführend sein. Sie verleitet einige Menschen dazu, das Vergängliche, das Illusorische nicht oder weniger ernst zu nehmen. Die Fähigkeit zu unterscheiden können wir üben, indem wir uns auf der einen Seite täglich einige Minuten Zeit nehmen, um über die Vergänglichkeit von Gedanken, Emotionen oder materiellen Dingen nachzudenken. Auf der anderen Seite können wir uns mit Schriften beschäftigen oder Lehrern begegnen, die uns Hinweise auf die wahre Natur geben.
Da bringt mich ich zu einer weiteren Fähigkeit, die damit verbunden ist. Nämlich die Fähigkeit zu vertrauen. Zu vertrauen in den spirituellen Weg, in die Lehre und den Lehrer. Falls vertrauen für uns schwierig ist, können wir uns an Texte oder an Worte von Menschen erinnern, die uns auf dem Weg geholfen haben. Wir können darüber Dankbarkeit entwickeln. Oder wir können unsere Skepsis untersuchen und uns fragen, weshalb da Zweifel sind.
Gerade in der heutigen Zeit eines radikalisierten Individualismus Denkens ist es für viele Menschen undenkbar, „sich in die Hände eines Lehrers“ zu begeben. Angst vor Abhängigkeit oder fehlender Autonomie sind sehr stark geworden. Statt undenkbar können wir aber auch sagen unfähig. Das sollten wir uns gut überlegen. Kürzlich las ich ein Zitat unbekannter Herkunft mit der Frage und der Antwort: „Was ist wichtiger als Buddha zu vertrauen? Einem lebendigen selbstverwirklichten Meister zu vertrauen.“
Menschen mit überhöhtem Individualismus Denken würden hier sagen, sich selbst zu vertrauen. Doch sie verkennen aus meiner Erfahrung das Potenzial des Segens eines Meisters. Wahrscheinlich auch deshalb, weil sie das Gesamtpotenzial eines spirituellen Weges mit all seinen Möglichkeiten und seinen Irrtümern nicht erkennen. Da sie nicht darauf vertrauen können, können sie den Segen nicht erhalten. Es ist die einfache Rechnung von Ursache und Wirkung.
Loslösung ist eine weitere wichtige Fähigkeit. Sind wir innerlich frei von Anhänglichkeit von Sinnesfreuden, materiellem Besitz und äußeren Umständen?
Wir können uns immer wieder fragen: „Brauche ich das wirklich?“ Oder du kannst dich hinsetzen und dir vorstellen, wie du Dinge loslässt, an denen du hängst. Atme tief ein und aus und sage dir: „Ich bin frei.“ Oder teile etwas, das dir wichtig ist mit jemandem, ohne eine Gegenleistung zu erwarten. Egal ob es Zeit, Geld oder Besitz ist.
Mit der Entscheidung ein „spirituelles“ Leben zu führen, kommt auch Ethik mit ins Spiel. Ein ethisches Leben führen und wissen, was wir denken, sprechen und handeln. Auch das können wir üben, indem wir unsere Gedanken, Worte und Handlungen beobachten und uns fragen, ist es wahr, ist es freundlich, ist es respektvoll? Auch das Impulsbewusstsein spielt hier eine Rolle. Wenn wir einen Impuls wahrnehmen, können wir 5 Minuten warten und ihn bewusst spüren bevor wir ihm nachgehen?
Ein nächster Punkt ist Meditation. Mit ihr haben wir ein Mittel, welches den Geist zur Ruhe bringt. Sitzen und zur Ruhe kommen. Die Fähigkeit sich zu konzentrieren, gehört hier auch mit hinein. Ist es uns möglich, uns ein paar Minuten auf den Atem zu konzentrieren? Und kannst du ganz beim Geschirrspülen sein, ohne ablenkende Gedanken?
Und dann ist da noch die Kraft, die uns auf dem Weg hält. Im Sanskrit wird sie Bodhicitta genannt. Der Erleuchtungsgeist, die Sehnsucht. Ein starkes Verlangen nach Freiheit.
Stell dir vor, frei von Leid und Illusionen zu sein. Spüre die Freude und das Verlangen nach diesem Zustand. Wir können uns Bodhicitta aus Passagen spiritueller Texte oder aus inspirierenden Zitaten holen. Sie können dieses Verlangen nach Selbstverwirklichung stärken.
Zu erwähnen gilt noch, dass es sich in diesem Blog Teil um vorausgesetzte Fähigkeiten handelt. Die Arbeitsinhalte selbst sind individuell. Was wir üben, sind die Fähigkeiten, um die individuellen Inhalte wie Muster, Traumata und so weiter durchschauen zu können. Neben diesen Inhalten ist es wichtig, immer wieder zur Ruhe kommen zu können, zu vertrauen, dass es gut ist, uns lösen zu wollen um frei zu werden und uns lösen zu können um frei zu werden. Wir haben eine gute Vorstellung davon, wie wir wahr, eigenmächtig und friedlich in der Gemeinschaft leben können.
Natürlich gibt es noch mehr Fähigkeiten, die uns sehr nützlich auf dem weglosen Weg sind.
Mut, Geduld, Beharrlichkeit, Großzügigkeit, Disziplin, Demut um noch einige zu nennen.
Wir üben also die Rahmenbedingungen.
Gibt es noch zu entwickelnde Fähigkeiten?
Bei mir gibt’s das. Bei dir auch?
Go for it!
Mögen alle Wesen mindestens glücklich sein!
Ashuk
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