Wie wir einfach werden

„Glücklichsein ist einfach. Schwieriger ist es, einfach zu sein.“
Rabindranath Tagore

Jeder spirituelle Weg, der unaufhaltsam beschritten wird, kommt unweigerlich an diesen Punkt, der in diesem Zitat beschrieben wird. Wir beginnen den Weg zu gehen, so ganz frei nach Buddha „es gibt kein Weg zum Glücklichsein, Glücklichsein ist der Weg.“

Wir machen Erfahrungen, in denen wir Glück erfahren. Das Suchen ist vermeintlich aufgegeben, wir haben den Schlüssel zum Glücklichsein gefunden. Und da der Weg das Ziel ist, brauchen wir bei uns selbst nichts mehr anzuschauen. Wir sind glücklich. Wir gelangen vielleicht sogar zur einer Einsicht, dass wir es nicht mehr verlieren können. Egal was ist, Glücklichsein ist da. Vor allem bei uns im Westen, wo wir uns nicht so sehr um das Materielle kümmern müssen, stellt sich Glücklichsein einigermaßen schnell ein. So weit so gut.

Doch, genauer hingeschaut ist es doch so, dass wir ständig etwas machen, um glücklich zu sein. Wir singen Mantren, wir machen Yoga, wir gehen von Seminar zu Seminar. Dort treffen wir Menschen, die auch glücklich sind. Es ist ansteckend. Es verleiht uns einen Anschein, angekommen zu sein. Es gibt uns den Geschmack von etwas Erhabenem, das wir mit Gott gleichsetzen. Es schleicht sich, manchmal bewusst, manchmal unbewusst ein Denken ein, was wir zulassen wollen und was nicht. Angenehmes ja, Unangenehmes nein. Das spirituelle Ego wirkt. Das spirituelle Ego verhält sich nicht anders als unser weltliches Ego. Mit dem Unterschied, dass das spirituelle Ego subtiler daherkommt. Es lässt uns glauben, dass wir nun „auf der richtigen Seite“ sind. (Anmerkung: mit Ego meine ich in diesem Zusammenhang hier, den ungesunden Auswuchs von Ego.)

Nur weil wir hochtrabende oder tiefgehende Erfahrungen machen oder gemacht haben, heißt das jedoch nicht, dass der ungesunde Teil des Egos einfach weg ist. Doch für viele ist hier Endstation. Wenn ihnen etwas, subjektiv gefühlt, Negatives passiert, fragen sie sich, weshalb kann mir das noch passieren. Aha, die Menschen, die ich getroffen habe, hatten negative Energie. Ich sollte sie meiden. Und und und. Der kleine Geist, der Verstand, findet im Außen immer ein Opfer, auf das er sich stürzen kann. Nur um dem auszuweichen, was wirklich ansteht. Innen.

Dem zu begegnen was wirklich ansteht und da ist, kann schmerzhaft sein. Wir schauen nochmals alles an, was unsere Ahnen uns übergeben und was wir selbst hinzugefügt haben an Mustern, Traumata, Ängsten und so weiter. Trotzdem ist das der Weg. Der einzige Weg zur Einfachheit. Das ist die Bedeutung des Zitates von R. Tagore: „Glücklichsein ist einfach, schwieriger ist es, einfach zu sein.“

Denn so gelangen wir zur Einfachheit. Einfach sein ist echt sein. Frei von jeder Maske, auch frei von der Maske des Glücklichen. Das Gute daran ist, Glücklichsein ist immer noch da. Mehr noch, es wird umfassender. Es ist nicht mehr masken- oder rollenhaft, es ist jetzt Grundsubstanz geworden. Oder anders und besser ausgedrückt. Wir sind zum Urgrund geworden und wir lassen unseren Körper frei bewegen darin. Auf dem Weg dahin gehen wir durch alles durch, was wir durchlaufen müssen. Johannes von Kreuz, ein spanischer Mystiker nannte das: die dunkle Nacht der Seele. Sie ist notwendig für die Verbindung mit Gott und für Einfachheit.

Jeder und jede muss da selbst durch. Es gibt keine Ausflüchte. Keine!

Go for it!

Mögen alle Wesen wenigstens glücklich sein.

 

 

Die nächste Meditationstage im Brand in Vitznau, jeweils von 9-16:30 Uhr

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